Dienstag, 28. Februar 2017

Allein mir fehlt der Glaube

Muss zu dem Post von gestern vielleicht was anfügen, falls einer denkt "Gott, was ist das für ein Monster, das am Sarg mit Angehörigen diskutiert."

Es war vielmehr eine Lagebesprechung als eine Diskussion und es ging um die Kids und unseren gemeinsamen Umgang zu eventuellen Fragen über den Tod. Schließlich sind wir beide keine Christen und ein "Opa ist jetzt im Himmel und schaut uns zu" würde bei beiden Kids vermutlich eher ebenfalls naturwissenschaftlich in Frage gestellt, als das es den vermeintlichen Trost vermittelt.

Wir hatten natürlich die Zahnfee, Osterhasen und sogar ein Jahr einen Weihnachtsmann angemietet, (dessen FC St.Pauli-Totenkopfshirt heiter durch den dünnen roten Filzstoff schimmerte).
Ja, all das haben wir heil hinter uns gebracht, warum also jetzt mit Jesus oder ähnlichem Humbug anfangen ?

Habe in dem Zusammenhang einen interessanten Vortrag von Sam Harris gehört, der einen Fall einer Frau schilderte, die etwas Furchtbares durchleben musste - Ihr noch minderjähriges Kind starb an Leukämie, sie ist aber US-amerikanische Hardcore-Christin und dermaßen in Ihrer Parallelwelt verankert, dass sie sich selber glaubhaft machen konnte, das Kind sei jetzt in einer besseren Welt und man sei eines Tages wieder mit ihr vereint.

Ich empfinde nur diesen Aspekt des Glaubens eher beneidens- als bemitleidenswert, auch wenn es bei Sam Harris eher darum ging, dass diese Frau alle natürlichen Phasen der Trauer verweigerte und in lupenreine Schizophrenie abdriftete.
Wobei das im bible-belt wohl nur ein Katzensprung ist.

Bevor ich hier jetzt theistische Grundsatzdiskussionen auslöse, möchte ich etwas loswerden, worauf wir uns hoffentlich alle einigen können : Man braucht keine wieauchimmer geartete Fibel, die einem die Goldene Regel befiehlt. Die hat man als Gattung Homo schon evolutionär mit auf den Weg bekommen und die verstehen auch schon Kleinkinder.

Die hilft nur nicht bei Trauer, aber dafür sind wir ja da.


Montag, 27. Februar 2017

Stimmt eigentlich

Mein Hausarzt, meine Therapeutin, mein Freundeskreis, meine Ex-Freundin, meine Kollegen sogar mein Vater sagen, ich solle mal wieder bloggen. Das werden sie noch bereuen.

Habe heute Morgen eine liebe Mail in dem Zusammenhang beantwortet und dabei fiel mir auf, dass zwischenzeitlich ne ganze Menge Unterhaltsames passiert ist. Zumindest für Dritte.

Ich selber fand es beispielsweise weniger witzig, einen Fisherman´s Friend aus dem offenen Sarg meines verstorbenen Ex-Schwiegervaters vor den Augen seiner sprachlosen Tochter zu fummeln, welcher mir kurz vorher im Rahmen einer Diskussion mit eben jener Höllenbrut holden Maid aus dem Mund fiel.

Tragedy + Time = Comedy (hoffe ich)

War die Monate eigentlich nur bei Instagram unterwegs und das auch eher passiv, denn ich weigere mich beharrlich in meinem biblischen Alter auch noch Hashtags zu vergeben, genau wie ich jetzt schon mit einsetzendem Altersstarrsinn begründen kann, mich jeder Art von genderneutralen Pronomen zu verweigern. Sollen sie doch kommen, die Social-Justice-Schneeflocken.

Pffff (kein Pronomen, nur Lautmalerei)

Wo wir gerade dabei sind... ich behaupte, Unisex-Arbeitsplatztoiletten sind keine Errungenschaft einer aufgeklärten Gesellschaft, sondern vom Arbeitgeber-Verband ins Leben gerufen, um Männern den letzten Ort zu nehmen, an dem Highscores in Handyspielen noch möglich waren.

#candycrushsmaragdligadritter #beihashtagsvielleichtinkonsequent

Was war sonst noch so los ?

Nun, ich war ein paar Monate lang Simultandolmetscher eines lesbischen Borderlinerpärchens, die nüchtern nicht über Gefühle füreinander sprechen können und von denen sich rückblickend betrachtet irgendwie zu jedem Zeitpunkt abwechselnd eine der beiden killen wollte.

Mir wird oft nachgesagt, es mangele mir an sozialer Kompetenz, ich könne mich schlecht abgrenzen und einfach nicht "Nein" sagen.

"Wenn sie heute aus der Klinik entlassen wird, kannst Du Dich heute Abend etwas um sie kümmern, sie ist noch nicht so stabil."

"Klar, kann ich machen, okay."

"Wenn Du einkaufen bist, kannst Du bitte zwei Flaschen Weißwein mitbringen, das beruhigt mich enorm."

"Kann ... ich machen, okay."

"Als Du in der Küche warst, hab ich mich so aufgeregt über ein Telefonat und habe mir den Arm und das Bein abgefackelt, kannst Du bitte bleiben, ich weiß nicht wie sich das entwickelt mit den Wunden ?"

"....o...kay."
(12 laaaaaaange Stunden später)

"Oh, Nein...mein Kaninchen, das Du betreut hast als ich in der Klinik war, liegt flach im Käfig und frisst nicht mal Butterkekse (WTF???), wir müssen zum Tierarzt und dann in die Notaufnahme mit meinen Wunden."

Ich wünschte, es wäre ein Witz, wenn ich sage, dass ich mittlerweile die komplette Getränke/Instantsuppen-Reihenfolge des Kaffeeautomaten der Notaufnahme der Lübecker Uniklinik auswendig aufsagen kann. Problemlos.

Oder um es mit den Worten meiner Therapeutin zu sagen :

"Kennen Sie eigentlich auch normale Leute ?"

Wer will das schon ?


Ja, arbeiten war ich zwischenzeitlich auch manchmal